Statistische Zahlen verständlich

Wir erklären, was die statistischen Zahlen bedeuten. Damit wollen wir erreichen, dass jeder Ahauser das Maß der notwendigen Anstrengungen, die uns das normale Leben zurückbringen, kennt.

Die zentrale Meßgröße für die Verschärfung der Maßnahmen ist die Zahl von 50/100.000 als 7-Tages-Inzidenz für die COVID-19-Erkrankung. Begründet wird diese Zahl damit, dass bei Überschreiten die Gesundheitsämter die Kontakt-Nachverfolgung nicht mehr durchführen können und in Folge durch das sprunghafte Wachstum der Neuinfektionen damit das Gesundheitssystem überlastet wird.

Somit ist der erste Schwachpunkt in der Kette des Systems die Überlastung der Gesundheitsämter bei der Kontaktnachverfolgung, die bei 50/100.000 im Wochenschnitt entsteht.

Um die Überlastung der Gesundheitsämter als kritischen Punkt für die Notwendigkeit zur Verschärfung eines Lockdowns zu verhindern, existieren zwei Möglichkeiten

a) Anzahl der Neuinfektionen reduzieren, damit mit dem bestehenden Personal die Kontaktverfolgung noch möglich bleibt,

b) Anzahl oder Art der Kontaktnachverfolgung zu verbessern, so dass diese effizienter und dennoch fehlerfrei gelingt.

 

Mit welcher absoluten Anzahl von Neuerkrankten sind die Gesundheitsämter überfordert?

50 Neuerkrankte pro 100.000 Bürgern im Wochenschnitt sind etwa 7 Neuerkrankte pro Wochentag oder 10 Neuerkrankte pro regulärem Arbeitstag des Gesundheitsamts. Wenn einmal eine personelle Ausstattung des Gesundheitsamt im Rahmen der Pandemie von 10 Mitarbeitern pro 100.000 Bürgern angenommen werden würde, bedeutet dies, dass 1 Mitarbeiter mit der Kontaktnachverfolgung etwa 1 Arbeitstag beschäftigt ist. Diesen Prozess hat u.E. Optimierungspotenzial. Selbst wenn nur die Hälfte des Personals verfügbar wäre oder selbst wenn wir die Personal-Ressourcen verdoppeln würden, bleibt dieser Prozess der Kontaktnachverfolgung ineffizient und muss geändert werden, da die Folgen für die deutsche und regionale Wirtschaft hierzu in keinem Verhältnis stehen.   

 

Welche Möglichkeiten der Kontaktnachverfolgung bestehen?

Mit der Lylid-Kontakttagebuch-App des Ahauser Unternehmens KlinDev Group GmbH können schon jetzt die Bürger in Ahaus ihre Kontakte dokumentieren und im Infektfalle informieren. Eine identische Funktion ist in der Corona-Warn-App der Bundesregierung enthalten. Aber ist wirklich die Kontaktverfolgung der kritische Prozess-Schritt?

Bei derzeit etwa 80 bis 100 Neuerkrankten pro 100.000 im Wochenschnitt sind dies bei 40.000 Bürgern in Ahaus 32 bis 40 Neuerkrankte pro Woche. Alle Hausärzte in Ahaus zusammen entdecken somit etwa 6 bis 8 COVID-19-Infizierte pro Tag. Wir Hausärzte sind es gewohnt, unsere Patienten aufzuklären. Unsere Patienten vertrauen uns und wir fühlen uns in der Lage, jeden der von uns entdeckten Patienten davon zu überzeugen, dass eine Testung seiner Angehörigen und Kontaktpersonen sinnvoll ist. Da wir diese Aufklärungsarbeit aber derzeit sowieso schon erledigen, muss bezweifelt werden, dass die Kontaktverfolgung das kritische Problem darstellt. Es muss eher angenommen werden, dass "eine ständige Glut" immer wieder an unterschiedlichen Stellen "ein Feuer entfacht". Dies vermuten wir, sind die Anzahl der unentdeckten COVID-19-Erkrankten, die trotz Infektzeichen nicht zuhause bleiben oder vollkommen ohne Krankheitszeichen (asymptomatisch) an COVID-19 erkrankt und auch ansteckend sind.

 

Welche Möglichkeiten der Identifikation der asymptomatischen Erkrankten bestehen?

Leider gibt auch auf diese Frage nur eine einzige Antwort: Die Testung dieser asymptomatisch Erkrankten auf COVID-19. Mit dem COVID-19-Schnelltest werden die Erkrankten identifziert, die ansteckend sind. Leider ist es aber möglich, dass eine Person sich bereits angesteckt hat, aber noch nicht ansteckend ist. Somit ist es nötig, die Testung auf Ansteckung für COVID-19 regelmäßig zu wiederholen. In den medizinischen Einrichtungen hat sich die Testung zweimal wöchentlich etabliert. 

Fazit: Alle Personen, die ungeschützte Kontakte zu anderen Menschen von mehr als 15 Minuten Dauer oder weniger als 1,5m Abstand haben, müssen sich zweimal pro Woche auf COVID-19-Infektion testen lassen.